
Meine Tochter und ich wurden vor einiger Zeit Zeuge eines Geigenunterrichts im frühen Stadium, der über die geöffneten Fenster der hiesigen Musikschule einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurde.
– „Papa!“
– „Hm.“
– „Das will ich auch spielen.“
– „Was willst Du spielen?“
– „Geige.“
– „Wirklich, klingt doch furchtbar?“
– „Papa-a, gar nicht, ich will das auch spielen.“
– „Wir haben aber keine Geige.“
– „Dann müssen wir eine kaufen.“
– „Die sind aber gaaanz teuer.“
– „Zum Geburtstag vielleicht?“
– „Ich fände Klavier viel schöner.“ (Anm. d. Red.: da kenn‘ ich die Tasten)
– „Ochnöööö, Papa, Klavier ist laaangweilig.“
Ein paar Monate später habe ich sie dann tatsächlich zum Violinen-Unterricht angemeldet. Die Geigenlehrerin erklärte mir, dass sie nach der Suzuki-Methode unterrichte. Dahinter steckt viel Philosophie, praktisch aber heißt das vor allem: Nicht nur das Kind lernt Geige, sondern ein Elternteil gleich mit – also ich, der vor Urzeiten mehr schlecht als recht leichte Volkslieder, russische Weisen und die Titelmelodie der Karl-May-Filme auf dem Arkordeon gespielt hat. Besonders gern aber „Freude schöner Götterfunken“ und „Auld lang syne“.
Der zweite praktische Aspekt des Suzuki-Unterrichts ist die Pappgeige, die man selber basteln darf (streng genommen müssen natürlich zwei gebaut werden, aber gnädigerweise darf ich gleich an die echte Stradivari). Als Bauanleitung dient ein A4-Zettel, der nur deswegen ausreicht, weil die Instrument-Attrappe wirklich sehr einfach ist – ein beinahe quadratischer, relativ flacher Pappkasten, aus dem an einer Seite eine Holzleiste herausragt.