Bereits in diesem Artikel habe ich mich als Fan von Wuala geoutet. Ein besonders nützliches Feature ist die Synchronisation, die lokale Ordner zwischen verschiedenen Rechner(-netzen) abgleicht – USB-Stick war gestern. Ich bearbeite in meinem Büro Quelltexte, Dokumente, Bilder usw., gebe Wuala Zeit, meine Dateien zu häckseln und ins Netz zu transportieren, gehe nach Hause, werfe das Küchen-Notebook an und – voila – die Dateien sickern ins Heimnetz (nachdem man Wuala einmal gesagt hat, wohin die einzelnen Sync-Ordner abgelegt werden sollen). Kann man sich auf einer bekannten Video-Plattform angucken (dieses und weitere Videos gibt’s auf der Wuala-Webseite):
Soviel besser als USB-Stick, Email und Verwandte? Ja, denn man „erbt“ die Backup-Fähigkeiten von Wuala (Stichwort: Zeitreise). Außerdem entfallen die sonst nötigen die manuellen Schritte wie auf und vom Stick kopieren bzw. an Emails anhängen – vorausgesetzt Wuala ist gestartet. Backup ist übrigens ein weiteres Feature von Wuala, das auf den ersten Blick sehr viel Ähnlichkeit mit Sync hat. Der Unterschied wird kurz und gut in den FAQ von Wuala erklärt; überhaupt haben mir die Wuala-FAQ bisher schnell und umfassend geholfen.
Aber die Synchronisation hat eine weitere angenehme Eigenschaft: Technikferne und internet-skeptische Zeitgenossen – und das ist schon ein echtes Plus für Wuala – rennen nicht gleich davon, wenn man ihnen Wuala nahelegt. Ich habe fasziniert zugesehen, dass sie das Programm sogar selbst auf ihren Rechnern installiert haben. Eine wichtige, wahrscheinlich entscheidende Rolle spielt dabei die Vertraulichkeit der Daten im Netz – dass selbst Server-Admins keine Chance haben, meine Dateien anzugucken oder zu verändern, war ja auch bei mir das Auswahlkriterium für Wuala.
Aber auf dem Wuala-Drive arbeiten? Wo doch alle relevanten Dateien schon seit Jahren auf der lieb gewonnenen Festplatte lagern? Mit Sync ist das plötzlich kein Problem mehr, denn alles bleibt wie gewohnt – sehr wichtig, nicht nur in meinem Alter. Die technikferne, internet-skeptische Zielgruppe ist beruhigt und der Aha-Effekt, wenn man die Synchronisation an einem zweiten Rechner über WLAN im Lieblings-Cafe vorführt, ist ein großer.
Der tiefere Grund, anderen Leuten Wuala einzureden, ist aber normalerweise das Steinzeitverfahren, gemeinsam zu bearbeitende Dateien über Email oder ähnliche Varianten auszutauschen – gruselig! Die Lösung schaffen Wuala-Gruppen, mit deren Hilfe mehrere Leute zusammenarbeiten können. Diese Gruppen können nun wiederum mit Sync kombiniert werden, d. h. ich kann einen normalen Dateisystem-Ordner auf meiner lokalen Festplatte oder im kuscheligen Intranet in einen Gruppen-Ordner synchronisieren. Der Haken (jedenfalls habe ich bisher noch keine Lösung gefunden): Nur jeweils ein Gruppenmitglied kann einen Gruppen-Ordner synchronisieren. Alle anderen müssen auf dem Wuala-Drive oder über die Oberfläche arbeiten. Na ja, wenn ein Dutzend Leute alle möglichen Ordner möglichst zur gleichen Zeit untereinander synchronisieren wollten, wären die Nebeneffekte vorprogrammiert und der Aufwand einigermaßen hoch.
Übrigens findet man die Einladungen zu Gruppen im Navigationsbereich der Wuala-Oberfläche ganz oben unter „(!) Neu“. Damit alle Gruppenmitglieder an allen Dateien werkeln können, müssen sie die Rolle „Moderator“ bekommen, die man in der jeweiligen Gruppenansicht -> Kontext-Menü auf den unter „Eingeladene Benutzer“ -> Rolle ändern vergeben kann.
Ist nun alles gut bei Wuala? Aber nein! Diese Dinge sind mir schmerzlich aufgefallen:
- Sync-Filter fehlen (immer noch!); siehe dieses Wuala-Issue. Normalerweise werden solche Filter gefordert, um build-Verzeichnisse, sich sehr häufig verändernde und/oder temporäre Dateien bzw. Riesen-Klumpen aus dem sync rauszuhalten – praktisch ein Must-Have-Kriterium, wenn man sich seine eigene Dateisystem-Organisation nicht von Wuala diktieren lassen will (also build-Folder außerhalb der sync-Folder). Ich habe noch einen weiteren Grund: wenn ein oder mehrere Unterverzeichnisse innerhalb eines Sync-Hierarchie abweichend mit einer Gruppe synchronisiert werden sollen, kann ich das zwar einrichten, bekomme aber einen doppelten Sync – den normalen privaten und den Gruppen-Sync.
- Der Papierkorb ist wichtig für die Zeitreise-Funktion; gelöschte Dateien kann man nur aus der Vergangenheit holen, wenn man sie nicht auch noch im Papierkorb löscht – das wird nicht so sofort deutlich, allerdings ist der Lerneffekt beim ersten „Unfall“ recht hoch.
- Wenn wir schon bei Filtern sind: auch für die Versionierung (Zeitreise) fände ich das gut, denn die Versionen verschlingen ja den mageren Platz von 1 GB, den Wuala in der kostenlosen Variante und ohne Austauschspeicher bietet. Oder eine Aufräumfunktion, mit der Zwischenstände gelöscht werden können (purge nennt sich das woanders).
- Möglicherweise funktioniert das Teilen auf einem 64-Bit-openSUSE-Linux 11.4 und installiertem wuala-rpm nicht richtig.
Falls man mit Wuala nicht so ganz zufrieden ist, ist unter alternativeTo eine Sammlung diverser Alternativen zu finden – enjoy!